Die Stadt Buenos Aires ist die Hauptstadt Argentiniens und für den Besucher unseres Landes eine fast obligatorisches Ziel. Dort leben ungefähr 3 Millionen Einwohner. Wenn man die Bevölkerung der Umgebung dazu rechnet, sind es über 10 Millionen Einwohner, weshalb Buenos Aires zu den zehn am dichtbesiedelsten Städten weltweit gehört.
Der Río de la Plata und der Riachuelo bilden die natürlichen Grenzen im Osten und Süden. Die Stadtautobahn General Paz, die im Norden und Westen der Stadt verläuft, sind die weiteren Grenzen. Diese Autobahn verbindet auf die schnellste Art die Hauptstadt mit der Provinz Buenos Aires, ein industrielles und kommerzielles Zentrum.
Ende 2001 breiteten sich im Zentrum der Stadt die Proteste des Volkes wegen der ernsten Wirtschaftskrise und gegen den vom damaligen Präsidenten De la Rúa ausgerufenen Belagerungszustandes aus und endeten auf der Plaza de Mayo. Der Jahrhundertwechsel war die Zeit der „cacerolazos“ als Protestaktion und der Beginn der piqueteros (Arbeitslose, die Strassen sperren, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und um Arbeit zu bitten).
Auch heute ist die Plaza Ziel vieler Demostrationen. Seit 2002, mit Beginn des Aufschwungs im Tourismus der Stadt, können die Besucher beim Überqueren der Plaza mit seinen vielen Menschen sowohl die Geschichte der Gegenwart als auch die der Vergangenheit spüren.
Buenos Aries war schon immer eine offene Stadt. Seine Bewohner nennt man „porteños“, wobei man sich auf die Lage als Hafenstadt bezieht. Der Bewohner der Provinz Buenos Aires heiβt bonarense.
Der Porteño ist herzlich und gastfreundlich.
Wenn es um die Sprache Castellano geht, so wird hier in der Umgangssprache “vos” anstatt “tu” benutzt, wenn man jemanden anspricht „che“. Dieses „che“ ist ein Vertrauensbeweis und man benutzt es als Anrede des Gesprächspartners oder jemanden anzusprechen, dessen Namen man nicht weiβ: „che, kannst du mir mal sagen, wie spät es ist?“
Die meisten Leute, die in der Tourismusbranche arbeiten, können auch Englisch und Portugiesisch. Auβerdem können die Porteños ohne groβe Schwierigkeiten Leute verstehen, die Italienisch sprechen.
Ungefähr 1880 wurde in der Vorstadt von Buenos Aires, dem heutigen Stadtteil San Telmo, der Tango geboren, der von der Milonga und anderen ländlichen Rhythmen stammt. Seit dieser Zeit und bis 1950 verbreitete sich der Tango immer mehr. Fast alle Porteños scheinen Experten davon zu sein, sie erinnern sich an komplizierte Verrenkungen und können diese auch tanzen. Seit den 60iger Jahren bis ungefähr 1990 stagnierte diese Musik. In den vergangenen Jahren und dank der Hilfe des jungen Publikums, erinnert und beklatscht man wieder ältere Figuren des Tangotanzes. Auf Grund der groβen Nachfrage nahmen die Tanzflächen zu. Die jungen Orchester haben gelernt, Tradition und Moderne zu mischen.
Milonga- und Tangolokale: Milonga ist der Ort, wo man Tango tanzt (auch Walzer und Milonga, der dem Tango ähnelt). Die Milongatänzer sind fast die ganze Nacht auf den Beinen und treten in mehreren Lokalen auf. Ende 2007 gab es in Buenos Aires mehr als 70 Milongalokale. Einige sind elegant, andere sehr einfach. Fast überall gibt es Tanzschulen.
Die Tangolokale sind eher in die internationale Kategorie von „Show mit Abendessen” einzuordnen. In diesen Lokalen kann man einen fast akrobatischen Tanz beobachten. In der Stadt gibt es mehr als 20 Tangolokale mit Vorführungen auf der Bühne: Tango mit einer anspruchsvollen Choreografie mit Berufstänzern. Die Orchester – zum groβen Teil aus besten Musikern zusammengesetzt – spielen die bekanntesten Themen.
Was würden Sie den Besuchern empfehlen? Es ist interessant zu lesen, dass vor ein paar Jahren die englische Zeitung The Observer eine Liste der 50 Sportereignissen erstellt hat, die man sich ansehen sollte bevor man stirbt; der Besuch eines Spieles Boca-River im Stadion Bombonera kam auf einen der ersten Plätze.
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Der Argentinier zittert und erlebt mit Leidenschaft diesen Sport, und in Buenos Aires befinden sich die Stadien der beiden wichtigsten Klubs des Landes: Boca Juniors (Bombonera) und River Plate (Monumental). Diese zu besuchen und vor allen Dingen, ein Spiel dort zu verfolgen, ist ein einmaliges Erlebnis, bei dem man die Mentalität des Porteños und des Argentiniers im allgemeinen kennenlernen kann.
Im Stadtteil La Boca spürt man den Einfluss der Nachfahren von Einwanderern, die Anfang des20. Jahrhunderts nach Argentinien kamen und durch deren Geschichte er berühmt wurde. Dort wurde 1904 der erste sozialistische Abgeordnete Amerikas, Alfredo Palacios, gewählt. Der Tango hatte und hat dort seine Heimat. Francisco Canaro stellte dort sein erstes Orchester zusammen; sowohl die Tangolokale als auch die italienischen Restaurants sind augezeichnet. In La Boca lebten und arbeiteten einige der bedeutendsten Maler Argentiniens, z.B.
Quinquela, Cúnsolo, Victorica, Lacámera, Daneri und in jüngster Zeit Leopoldo Presas oder Rómulo Macció. In seinen Straβen findet man immer noch traditionsreiche Einrichtungen wie das Café La Perla, die Pizzería von Banchero, das Theater La Ribera, Grupo de Teatro Catalinas, die Puppen des Künstlers Omar Gasparini, die typischen Persönlichkeiten wie Maradona, Tévez und der Freiwilligen Feuerwehr gewidmet sind, etc.
Puerto Madero entstand nach den 90iger Jahren, durch den teilweisen Umbau des Hafens von Buenos Aires in Wohnungen und ist heute das Symbol der Moderne. Mit dem Bau von neuen Hotels und Hochhäusern entstand der Name „Manhattan Porteño“.
Beide Stadtteile kann man auf einem Spaziergang entdecken, sie liegen nebeneinander und entwickeln durch ihre Kontraste einen gewissen Charme.
Als erstes wird empfohlen, sich Buenos Aires von oben anzusehen. Man wird ein sehr unterschiedliches und exotisches Bild seiner Architektur beobachten können.
Es gibt eine Menge von Gebäuden in Buenos Aires, die – architektonisch gesehen – die wichtigsten und bekanntesten sind: das Theater Colón, der Palacio de Aguas Corrientes, die Kirche Pilar, die Kathedrale, die Casa Rosada, der Justizpalast, sind nur einige von vielen, Teil des Kulturerbes und der Geschichte dieser Stadt.
Wir empfehlen, sich nach dem Stadtplan für Architektur von Buenos Aires zu richten mit seinen architektonisch wichtigsten Gebäuden (man bekommt ihn in der Strasse Corrientes 562).
Die Plaza de Mayo ist das historische Herzstück der Stadt; in ihrer Nähe befinden sich neben anderen öffentlichen Gebäuden der Cabildo, das Casa Rosado (Regierungspalast), die Kathedrale, die Staatsbank, der Regierungssitz der Stadt Buenos Aires. Auβerdem ist der Platz Zentrum der bedeutendsten Kundgebungen und öffentlichen Ereignisse. Die Anteilnahme des Volkes an der Politik von Buenos Aires und auch der des Landes ist eine der Eigenschaften – und Attraktionen – dieser Stadt.
Auf der Plaza de Mayo versammelte sich eine Menschenmenge, um 1945 die Freiheit des damaligen Koronels Perón zu erreichen; und dort feierte 1955 eine andere seinen Sturz. Auf diesem Platz begannen 1977 einige mutige Mütter ihren Marsch – der noch nicht zu Ende ist –, um das Leben ihrer Kinder anzumahnen. Auf diesem Platz beklatschten Tausende den Einmarsch auf die Malwineninseln (1982), und andere Versammlungen wurden verhindert, als der Krieg verloren war. Auf dieser Plaza de Mayo feierten Hunderttausende die Rückkehr zur Demokratie (1983) und verteidigten diese mehrmals vor der Macht der Politiker.
Buenos Aires ist eine Weltstadt des Theaters. Das Publikum – mit einer groβen Tradition – interessiert sich für die unterschiedlichsten Varianten: klassische Werke des nationalen Theaters oder Adaptationen von internationalen Erfolgen; klassische Musikkomödien oder vanguardistische Einzelvorführungen. Viele Werke sind Dramen, aber typisch für Buenos Aires ist die leichte Komödie, mit sutilem Humor, mit Komikern und Tänzerinnen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt im kulturellen Leben Buenos Aires sind seine vielen Buchhandlungen. Es gibt groβe und mit Luxus ausgestattete, die in den Hauptstraβen liegen, andere, die sich in eine bestimmte Richtung spezialisieren, oder alte, in einem Stadtteil versteckt gelegene; die Anziehungskraft liegt an jeder einzelnen Vergangenheit, dem Kulturkreis und der Ruhe, die sie ausstrahlen.
Durch die Buchhandlungen von Buenos Aires zu bummeln, in seinen Regalen etwas Passendes zu suchen, sich mit seinen Besitzern zu unterhalten, ist Teil des Kennenlernens und Verstehens der Stadt und seiner Menschen.